Lyrics


DIE ZEIT SPIELT DEN WUNDEN ZU

Blätter sprießen, Blätter fallen, Knospen erblühen, Samen fallen,
junges Leben wächst heran, altes sinkt zu Boden...
Wälder atmen ihren Zyklus - endlos .

Wenn das Eine kommt, so wird Anderes noch sein,
wenn Anderes schon geht, wird Neues kommen,
wenn Neues alt sein wird, wird Altes wieder neu.
Was sich zu schnell wandelt, läuft sich selbst davon.
Was zu langsam ist, wird überrollt.
Was perfekt ist, das währt ewig… …doch nicht ihr.

Ein Repräsentant der Wälder, ich bin ein Baum von vielen,
aus einem Wald von vielen… …ehemals unzähliger Wälder…

Es mag erscheinen, als wären wir es, die vergehen, doch wird noch früh genug - für euch wird es
zu spät sein - offensichtlich werden, für die Kleindenkenden, dass nicht wir es sind, die sterben,
sondern ihr es seid, und wir euch nur die Luft zum Atmen nicht mehr geben werden.
In Erwartung, dass ihr, wie ein Skorpion in letzter Not, euch selbst vernichten werdet. Den
Grundstein habt ihr längst gelegt, den Grundstein der Besieglung eures allzu nahen Endes…
Der Funke ist bereits verkommen, nur ein Glimmen ist noch übrig, das sich anderer Wege weiterfrisst,
doch ohne Aussicht.
Selbstgewählt...
Euer Denken habt ihr gegen euch gewandt und gegen alles Leben.
Die Faulheit hat euch fehlgeleitet und da ihr euch nicht als Ganzes seht, in alle Zeit, habt ihr euch
zeitlich selbst begrenzt, eindeutig, endgültig - endgültig - .

Es wird immer etwas oben geben, etwas unten, und dazwischen viel, und das Gesamte wird
weitergehen, auch ohne euch, auch ohne …
Kaum ein Wesen war mit so viel Möglichkeit bedacht…
…da steht eine Schale mit der Aufschrift „Denken“, dort steht eine Dose mit der Aufschrift „Fühlen“
und hier jene mit der Inschrift „Vernunft“… Sie werden eure Grabbeigabe sein, denn alles andere habt
ihr zu Lebzeiten bereits vollends aufgebraucht… …ausgesaugt... …ausgeraubt…

Ihr habt einen letzten Wunsch… ? …dass es schnell und schmerzlos gehen möge?
Seid ihr jene, die sich etwas wünschen müssten, vielleicht jene, die sich etwas wünschen könnten, dürften?
Nein.
Ihr könnt euch wünschen, denkend gehandelt zu haben, weise, vorausschauend, eigenverantwortlich,
sehend, doch ihr habt die Augen verschlossen, bis die Wahrheit so nah und offensichtlich war, dass ihr
sie selbst mit geschlossenen Augen nicht mehr übersehen konntet.
Die Wahrheit ist, dass ihr es in der Hand hattet, gemessen an eurer Zeit fast bis zum Ende, und dass
ihr die Chancen nicht ergriffen habt.
Nun ist eure Chance vorüber und die Natur wird wieder atmen können.

„Es drängt sich das nach vorne, das nach oben, was am erschütterndsten, was am schmerzlichsten ist.“

Es wird Zeit, dass ihr vergessen werden könnt (dass ihr in Vergessenheit geraten werdet)… …dass der
mit euch verbundne Schrecken wieder weicht.
Es wird Zeit für euch, zu gehen.
Hört ihr das Singen, die kranken Lieder in der Luft? Sie sollen euch nicht ängstigen, sie sind doch
Ausdruck von euch selbst! Gefällt euch euer Abschiedslied? Ihr habt es selbst geschrieben. Gefällt
euch euer Abschied nicht? Ihr habt ihn selbst gewählt.

Stimmen in der Luft,
Hauchen, Rauschen, Sausen, Heulen, Klagen,
wirres „in die Winde tragen“,

Ihr schweigt, Wort und Ton sind euch versiegt,
hört nur noch eure ungestellten Fragen,
von überall herangetragen.

Sie solln das Letzte sein, was ihr vernehmen werdet, wenn vor Verzweiflung der Atem euch versagt,
sie solln das Letzte sein, was ihr noch hört, wenn ihr regungs- und bewegungslos auf euren letzten Herzschlag hofft.
Sie solln das Letzte sein, was euch begleiten möge bis zu eurem Ende.